| 09.10.19 - Jom Kippur |




Jom Kippur – Tag der Versöhnung. Der höchste jüdische Feiertag. Zugegeben: Der Tag hat uns leicht überrascht. Angesicht der Fülle an Feiertagen im jüdischen Kalender haben wir natürlich mit „irgendeinen“ Feiertag gerechnet. Völlig überraschend kam allerdings die Schließung unseres Hotels. Aber das hatten wir ja schon an anderer Stelle ausgeführt. Schlussendlich fuhren wir dann mit dem – erkämpften – „Herods“ sehr gut und wir konnten diesen besonderen Tag in Ruhe genießen.

Tatsächlich in „Ruhe“. Denn die Besonderheit dieses Tages in Israel ist, dass das Land wirklich komplett stillsteht. Und das wirklich vollständig. Selbst Polizei ist kaum bis gar nicht sichtbar und nur ganz selten hat man einen Krankenwagen gehört. Ansonsten: keine Autos, keine Busse, keine Flugzeuge, keine e-Roller, keine-E-Räder, alle Geschäfte (wirklich alle) haben geschlossen und rein theoretisch fastet das ganze Land für mehr als 24 Stunden. Die Stadt, das Land versucht Atem zu holen.

Nur die Streitkräfte sind in einer gewissen Bereitschaft - dies vor allem aufgrund der Erfahrungen 1973, als die arabischen Nachbarländer diesen Tag des Stillstandes so rabiat auszunutzen versuchten.

Trotzdem ist es nicht wirklich „ruhig“. Auf den Straßen herrscht im gewissen Rahmen ordentlich Trubel. Vor allem hervorgerufen durch die Kinder, die diesen Tag nutzen um hemmungslos mit ihren Rädern, Rollern und Skaterollern auf den öffentlichen Straßen herumzukurven.

Wundervoll.

Am Vorabend trafen wir uns mit Orna vor der Synagoge um kurz vor 18 Uhr. Offiziell beginnt der Jom Kippur in Tel Aviv um 18.15 und endete am Mittwoch um 17.52 Uhr. Die Erfahrung war fantastisch, auch wenn wir natürlich kein (also fast kein) Wort verstanden haben. Nur so viel: dem Rabbi ging es vor allem um Satan/Luzifer – diese Worte hatten wir definitiv verstanden und so wurde es uns auch von Orna bestätigt, die dem Inhalt selber nicht so ganz in den Kontext des Tages bringen konnte. Wie auch immer – wir fanden es toll.


Den Tag verbrachten wir fast nur mit Spaziergängen am Strand und in der Stadt und wir empfanden die Stimmung als großartig. Eine unvorstellbare Ruhe in dieser sonst so hektischen Stadt. Allerdings fiel mir auf, dass die Samstage bei uns in Lüneburg in der (ebenfalls autofreien) Innenstadt ähnlich atmosphärisch sind. Aber insgesamt würde uns ein solcher entschleunigter Tag im Jahr durchaus auch sehr gut tun. Man muss ja nicht gleich fasten (was wir übrigens auch nicht getan haben – das (kalte) Frühstück im „Herods“ war einfach zu gut!!!).


Am Abend wurde es dann nochmal kurz spannend, als wir den Concierge mit unserem Auszug überraschten. Er war der Meinung, dass wir bis Donnerstag bleiben würden und war sich gar nicht sicher, ob das „Rothschild“ überhaupt schon offen hat. Auch Chen war überrascht, aber schlussendlich klappte (natürlich – wir sind schließlich in Israel) alles und wir konnten den letzten Abend sogar noch mit einen Aperitif in der Lounge ausklingen lassen.


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